Keine Schlagzeile von gestern, sondern eine Gegenwart, die hängen blieb. Drei Jahre Stillstand, drei Jahre Provisorium, drei Jahre Warten zwischen Beton und Bambus.
Am frühen Morgen beschlägt der Atem die Scheibe des alten Menschenaffenhauses, das Metall der Schieber ist kalt, die Geräusche sind leiser als früher. Ein Pfleger rollt Futterwagen und Routine durch ein Gelände, das offiziell nicht mehr existiert, und trotzdem atmet, knackt, summt. Es riecht nach Heu und Sommerregen. Die Gorillas schauen zurück, ohne Panik, eher mit dem Blick eines Pendlers, der alle Fahrpläne kennt und trotzdem nicht loskommt. An der Außenwand wächst Efeu, die Wegweiser zur „Afrikasavanne“ sind verblasst. Die Stadt spricht von Lösungen, die Initiative von Fristen, die Realität von Tagen, die sich aneinanderreihen. Und sie warten.
Drei Jahre im Zwischenraum
Drei Jahre sind im Leben eines Gorillas keine Randnotiz, sie sind ein Kapitel. Der Zoo am Stadtrand ist geschlossen, Besucher kommen nicht, Spenden sanken, doch im Menschenaffenhaus läuft ein Minimalbetrieb wie eine Uhr ohne Zifferblatt. Es gibt Futter, es gibt medizinische Checks, es gibt Beschäftigung – Bälle, Seile, Kartons, die nach Kräutern duften –, es gibt Stimmen, die die Tiere kennen. Keine Show, nur Atem und Anwesenheit.
Ein Silberrücken – nennen wir ihn Moyo – sortiert Karotten mit der Gelassenheit eines Bibliothekars, während das jüngste Weibchen das Seilgerüst neu entdeckt, als wäre es eine Stadt. Einmal wöchentlich wird das Gewicht notiert, Herzgeräusche gecheckt, Fäkalproben gehen an das Labor. In Europa sind laut Fachverbänden viele Auffangstationen ausgelastet, die Wartelisten sind lang, Transportfenster selten. Eine Zahlenkolonne in einem Amtsdokument bedeutet hier: noch ein Monat. Für Moyo ist es ein weiterer Morgen, an dem die Sonne ein Stück Fell wärmt.
Wie landet man in so einer Lage? Staatliche Auflagen, artenschutzrechtliche Papiere, Quarantänefristen, Versicherungssummen, Gerichtsverfahren um die Liegenschaft – jedes Teilchen ist für sich logisch, zusammen ergeben sie Trägheit. Es fehlen nicht nur Plätze, es fehlen Transporteure mit Erfahrung, es fehlt Planungssicherheit, und manchmal fehlt ein einziger Stempel. Ein geschlossener Zoo ist kein Ort, an dem Prozesse schneller werden. Er ist eine Endlosschleife ohne Publikum.
Wege aus der Warteschleife
Was hilft, ist eine Methode, die unspektakulär klingt: Training in Mini-Schritten. Target-Training, Blutabnahme am freiwillig hingehaltenen Arm, Gewöhnung an Transportkisten, Futter als Belohnung, dieselben Stimmen, immer dieselben Worte. Die Gorillas lernen, dass ein Klicken Frieden bedeutet und ein kurzer Druck keine Gefahr. Das spart Narkosen, senkt Stress und öffnet am Ende eine Tür, die sonst zu bleibt.
Typischer Fehler: alles auf einmal wollen. Schnell noch ein Video, schnell ein Aufruf, schnell ein Ton von Empörung – und dann verpufft es. Wir kennen alle diesen Moment, in dem man etwas teilen will, um sich nicht hilflos zu fühlen, und drückt trotzdem auf „Senden“. Besser sind drei Dinge, die langweilig klingen: verlässliche Finanzierung über Monate, Ruhe für die Pflegerteams, klare Info an die Öffentlichkeit ohne Drama. Seien wir ehrlich: Niemand macht das jeden Tag.
Hinter vielen guten Absichten steckt ein stiller Satz: keine Show, nur Alltag. Hilfe bedeutet, die Routine zu stärken, die am Ende die Tiere in den LKW bringt und wieder heraus.
„Wir arbeiten wie in Zeitlupe, damit der Tag X schnell wird“, sagt eine Pflegerin, die nicht im Rampenlicht stehen will.
- Konkrete Spenden: Verbrauchsmaterial, Spezialfutter, Transportkisten, Trainingstechnik.
- Expertise bündeln: Tierärzte, Logistik, Recht an einen Tisch, wöchentlich, kurz.
- Kommunikation: nüchterne Updates, feste Meilensteine, keine Drohkulissen.
Worum es wirklich geht
Gorillas denken nicht in Paragrafen, sie denken in Ritualen. Ein Blick, die Hand an die Brust, der Weg vom Schlafnest zum Futterplatz, die Abfolge von Licht und Schatten – daraus wird Sicherheit. Wenn ein Zoo schließt, brechen Rituale weg, also muss man neue bauen, die tragen. Das ist nicht spektakulär, das ist Handwerk. Und es hat Gewicht.
Was uns daran so trifft, ist der Spiegel. Wir stecken selbst manchmal fest, mit besten Gründen. Ein Haus, ein Job, ein Versprechen, das zu groß wurde. Diese Tiere erinnern daran, dass Bewegung selten wie Feuerwerk aussieht. Eher wie jemand, der zum hundertsten Mal dieselbe Tür ölt, damit sie beim hundertundersten Mal nicht mehr quietscht. Jetzt zählt jede Woche.
Es gibt Szenarien, in denen das Ankommen zur stillsten Nachricht der Welt wird: Ein Transport bei Dämmerung, eine Box, die aufgeht, ein Schritt auf fremden Boden, ein neuer Geruch, der bleibt. Ob das in vier Wochen passiert oder in vier Monaten, entscheidet sich nicht an einem großen Mikrofon, sondern an vielen kleinen Händen. Das ist unbequem. Es ist auch tröstlich, weil man es teilen kann.
| Point clé | Détail | Intérêt pour le lecteur |
|---|---|---|
| Rechtliche Hürden | CITES-Papiere, Quarantäne, Haftungsfragen bremsen Transporte | Versteht, warum „holt sie doch raus“ selten sofort geht |
| Rituale der Tiere | Training, feste Abläufe, kleine Schritte statt großer Sprünge | Sieht, was konkret Wohlbefinden schafft |
| Rolle der Öffentlichkeit | Langfristige, leise Unterstützung statt Empörungswellen | Weiß, wie Hilfe wirklich wirkt |
FAQ :
- Warum sind die Gorillas noch im geschlossenen Zoo?Weil Plätze knapp sind, Papiere dauern und Transporte nur in engen Zeitfenstern klappen.
- Geht es den Tieren dort schlecht?Sie leben im Provisorium: Versorgung läuft, Abwechslung ist begrenzt, der Zustand ist nicht ideal, aber stabil.
- Wohin sollen sie ziehen?Vorgesehen sind akkreditierte Einrichtungen oder Auffangstationen, die Gruppenstruktur und Genetik berücksichtigen.
- Was kann ich tun?Verlässliche Spenden an seriöse Partner, freiwillige Arbeit nach Bedarf, Druck in Form von sachlichen Nachfragen.
- Warum dauert das so lange?Weil jede Variable – Gesundheit, Recht, Logistik – sitzen muss, bevor eine Kiste aufgeht.









Why are the gorillas still there after 3 years—who is acountable for the paperwork bottleneck?